Dienstag, 20. Juli 2010

Tag 7 Narvik – Irgendwo an der E6 rd: 580 km

Nach einem weiteren ganz hervorragenden Frühstücksbuffet mit vier verschiedenen Lachssorten geht die Reise auf Richtung Storforshei, dem Ort des Arctic Circle Raceway (ACR) nahe Mo I Rana. Ob eine Fahrt auf der Rennstrecke möglich sein wird ist unklar, laut bisherigen Recherchen ist die Strecke an diesem Tag eigentlich an einen Motorradklub vermietet. Nachdem der ACR aber ohnedies am Weg liegt ist er mein nächstes Ziel. Zuvor stehen aber noch rund 400 Kilometer am Programm, wie schon in den Tagen davor die Europastraße 6 entlang. Allerdings mit einem Novum, nämlich der einzigen Stelle, an der die E6 über eine Fähre geführt wird. Unsicher, ob der doch recht tiefe GT3 die Hürde der Böschungswinkel beim Befahren der Fähre bestehen wird können, beschließe ich aber, es darauf ankommen zu lassen, die Alternative wäre eine elendslanger Umweg über Schweden. Der Fährmann begrüßt mich denn auch mit den Worten: ‚This is a very low car’, was ich bestätige. Er meint aber ich hätte Glück, es sei gerade Ebbe, was die Auffahrt auf die Fähre zu einer sehr flachen Angelegenheit mache. Es stellt sich auch heraus, dass die Überfahrt nur 20 Minuten dauert, weswegen ein problemloses Verlassen des Schiffes auch machbar scheint. Regen zieht wieder auf, aber die Landschaft ist grandios.

Rund 100 Kilometer vorm Zwischenziel ACR ist der Polarkreis Richtung Süden zu überqueren, selbiger scheint auf norwegischer Seite touristisch besser erschlossen als in Finnland; nach den obligatorischen Fotos geht’s weiter. Kurz vor dem ACR dann noch eine gröbere Baustelle, die die Bodenfreiheit des GT3 auf eine ernsthafte Probe stellt und eine deutliche Zeitverzögerung mit sich bringt. Letztendlich aber wie gehabt alles problemlos, um ca 17h bin ich bei einem weiteren Highlight angelangt: dem Arctic Circle Raceway, der nach meiner Recherche nördlichsten Rennstrecke der Welt. 1995 um teures Geld und zur Strukturstärkung für die Region rund um Mo I Rana erbaut, wird sie heute wohl nur noch selten genutzt – und das kaum für Rennen sondern eher für Motorradtrainings. Schade, denn der Kurs hat einiges zu bieten: 3,75 Kilometer lang, zwischen 11 und 15 Meter breit, mit einem beachtlichen Höhenunterschied von 31 Metern und gegen den Uhrzeigersinn gefahren könnte man hier im Sommer ein 24 Stunden Rennen durchgehend bei Tageslicht fahren, weil der Polarkreis nur rund 50 Kilometer nördlich liegt und es dementsprechend während des Polaren Sommers nie dunkel wird.

Die Betreiber der Strecke waren zwar zwecks Terminvereinbarung im Vorfeld kontaktiert worden doch die Telefonkonversation mit der genannten Kontaktperson Einar gestaltete sich höchst schwierig, weil er seinerseits des Englischen wenig mächtig scheint und sich meine Kenntnisse des Norwegischen andererseits auf das Wort Nordkapp beschränken. Jedenfalls steht fest, dass am Tag meines Besuchs ein Motorradtraining stattfinden würde, ich hoffe allerdings darauf, die Veranstalter nach Schilderung meiner doch etwas umfangreicheren Anreise davon überzeugen zu können, mich ein paar Runden drehen lassen. Und tatsächlich ist man extrem nett und läßt mich während einer regenbedingten Motorradpause mit Roger, einem der Instruktoren – ihm und allen Teilnehmern des Motorradtrainings sei nochmals ganz herzlich gedankt! – am heißen Sitz für ein paar Runden raus. Die Jungs haben mir noch nicht einmal etwas verrechnet!

Das ganze ist dann doch ein wenig surreal: Man setzt sich ohne Vorbereitung mit der leicht verrückten Idee, innerhalb von elf Tagen von Österreich zum Nordkapp, weiter zur nördlichsten Rennstrecke der Welt und wieder retour zu fahren in seinen GT3 und wenige Tage später – das Kap schon lange hinter sich gelassen – fährt man tatsächlich auf einem wirklich interessanten, sehr nassen und rutschigen Kurs in unmittelbarer Nähe des Polarkreises. Schade dass nicht mehr Zeit zur Verfügung steht und die Reifen für die Rückreise geschont werden müssen, die Strecke ist wirklich interessant und hätte noch viel mehr Runden verdient.

Absolut beeindruckt von diesem Erlebnis geht es letztendlich rund 250 Kilometer weiter Richtung Oslo, vorbei an Mo I Rana bis zu einem etwas rustikaleren Quartier am Wegesrand (der zugehörige Ort, falls es überhaupt einer war, lässt sich trotz intensiver Suche nicht mehr recherchieren), das um 21h als einziges noch freie Zimmer bieten kann und stark an ein amerikanisches Road House erinnert. Ziemlich sicher war dort noch nie ein GT3-Fahrer zu Gast gewesen aber abgesehen vom leicht verschimmelten Brot am Frühstücksbuffet alles bestens, nach einem solchen Tag hätte man sich aber auch mit einer Holzbank als Bett zufrieden gegeben…

Arctic Circle Raceway: http://www.acr.no

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